Was ist Legasthenie (Lese- und
Rechtschreibstörung)?
Definition
Die Legasthenie ist eine umschriebene und schwerwiegende
Beeinträchtigung des Erlernens von Lesen und Rechtschreibung, die in Besonderheiten von Hirnfunktionen begründet ist. Diese in allen Schriftsprachen vorkommenden Teilleistungsstörung ist veranlagt
und nicht die Folge von unzureichender Beschulung, einer Intelligenzminderung oder anderen körperlichen, neurologischen oder psychischen Erkrankungen.
Diagnostik
Die Feststellung, ob eine Legasthenie vorliegt setzt eine umfassende
Diagnostik voraus. Sie beinhaltet eine internistische, neurologische und psychiatrisch-psychologische Untersuchung. Die Diagnose der Legasthenie ergibt sich nicht aus der bloßen Testung der
Rechtschreibung, des Lesens und der Intelligenz, sondern setzt sich zusätzlich aus der oft mehrjährigen Erfahrung, dass ein im Übrigen normal begabtes Kind trotz aller familiären schulbezogenen
Bemühungen und trotz aller schulischen Unterrichtsbemühungen Lesen und Rechtschreiben nicht hinreichend zu erlernen vermag. Die Diagnostik setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kind, den
Eltern, der Schule und einem Arzt für Kinder- und Jugendpsychatrie oder Psychologen voraus. Bei dieser Vorgehensweise übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Testung.
Ablauf der Therapie
Erstberatung
Zunächst wird ein unverbindliches Erstgespräch vereinbart. Das Kind
sollte bei einem ersten Treffen mit dabei sein. Es ist hilfreich, wenn zu diesem Termin Zeugnisse, Schulhefte und - soweit vorhanden - gutachterliche Stellungnahmen oder Befunde als Diagnostikbericht
mitgebracht werden.
Therapiestunden
Mit jedem Kind wird ein auf seine speziellen Schwächen abgestimmtes
Lese-Rechtschreib-Training durchgeführt, das die Lese-Rechtschreib-Fähigkeiten des Kindes verbessert. Zum Einsatz kommen wissenschaftlich erprobte und anerkannte Techniken, Methoden, Materialien und
Lernspiele. Der Lernstoff wird in kleinen überschaubaren Lerneinheiten vermittelt, so dass das Kind Erfolgserlebnisse erzielen kann.
Regelmäßige Therapie begleitende Hausübungen tragen dazu bei, das
Erlernte zu vertiefen und zu automatisieren. Jede Therapiestunde dauert 60 Minuten. 45 Minuten wird intensiv gearbeitet, danach kommt ein Elternteil hinzu und erhält Einblick in den erarbeiteten
Lernstoff, damit die täglichen Übungen zuhause umgesetzt werden können. Nach 3 bis 4 Therapie Stunden und Rücksprache mit den Lehrern des Kindes wird ein individueller Förderplan
erstellt.
Verhaltenstherapeutische
Arbeit
Die psychischen Folgeprobleme (Schulängste, Selbstzweifel, Kopf-
Bauchschmerzen) die durch die Legasthenie verursacht werden, müssen mit verhaltensherapeutischen Techniken, die auf jedes Kind individuell abgestimmt sind, behandelt werden. Ausgehend von seinen
Stärken wird das Kind ermutigt, unabhängig von den Schulnoten und seinen Lese-Rechtschreib-Fähigkeiten wieder ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln und neues Zutrauen in die eigene
Leistungsfähigkeit zu gewinnen. Misserfolgsängste und Versagensgefühle des Kindes werden abgebaut, damit wieder neue Lernmotivation und Lernfreude entstehen kann.
Elterngespräche
Um eine optimale Förderung des Kindes zu erreichen, finden regelmäßig
ausführliche Elterngespräche statt, in denen Therapieverlauf und Therapieziele reflektiert werden. Die Eltern erhalten Informationen über LRS und im Laufe der Therapie immer wieder Anregungen, wie
sie ihr Kind wirksam unterstützen können.
Zusammenarbeit mit der
Schule
Um die Förderung optimal auf die individuellen Schwierigkeiten des
Kindes abstimmen zu können, wird die Zusammenarbeit mit der Schule gesucht und Kontakt zu den jeweiligen Lehrern aufgenommen. Gemeinsam mit den Lehrern werden die individuellen Fortschritte des
Kindes und weitere Fördermöglichkeiten besprochen. So kann Verständnis für die Lernstörung des Kindes bei den Lehrern geschaffen und dem Kind gezielt geholfen werden.
Erfolge einer Therapie
zeigen sich dadurch, dass
· sich die Lese-Rechtschreib-Fähigkeit des
Kindes merklich verbessert
· das Kind neue Lernmotivation und
Lernfreude zeigt
· die psychischen Begleitprobleme wie
Ängste und Selbstzweifel des Kindes abnehmen
· das Kind beginnt, unabhängig von
Schulnoten wieder ein positives Selbstwertgefühl aufzubauen
· das Kind seine vorhandenen Talente und
Stärken besser einschätzt und neue Erfolgszuversicht entwickelt
· Eltern und Kind gemeinsam mit der
Lernstörung besser umgehen können
· sich die schulische, familiäre und
soziale Situation des Kindes insgesamt entspannt
Die meisten Kinder können durch die therapeutische Arbeit ihre
Lese-Rechtschreib-Kenntnisse verbessern und sich psychisch stabilisieren, so dass sie eine ihrer allgemeinen Intelligenz angemessenen Schullaufbahn durchlaufen und besser mit der vorhandenen Schwäche
umgehen können.