Was ist
Dyskalkulie (Rechenstörung)?
Definition
Dyskalkulie ist eine Entwicklungsstörung des
mathematischen Denkens. Obwohl die Kinder allgemein intelligent sind, beherrschen sie grundlegende Rechenfertigkeiten nicht und versagen im Teilleistungsbereich des
Rechnens.
Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung
grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Diese Kinder haben kein Mengen- und Zahlenverständnis. Begriffe wie „mehr“ oder „weniger“ können Sie nicht
zuordnen. Sie verwechseln beim Schreiben und Lesen größerer Zahlen die Stellenwerte ( Bsp. 317 sie schreiben 371 oder 30017 )
Diagnostik
Eine professionelle Dyskalkulie-Diagnostik muss
mehrdimensional sein. Hiermit ist gemeint, dass zusätzlich zur Abklärung des Entwicklungsstandes im Bereich der Zahlenverarbeitung und des Rechnens auch nicht numerische Fähigkeiten wie
Sprachentwicklung, visuell-räumliche Fähigkeiten, Aufmerksamkeitsfunktionen, allgemeine Problemlösefähigkeiten und sonstige schulischen Leistungen sowie psychoemotionale Befindlichkeiten abgeklärt
werden müssen. Die Diagnostik setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kind, den Eltern, der Schule und einem Arzt für Kinder- und Jugendpsychatrie oder Psychologen voraus. Bei dieser
Vorgehensweise übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Testung.
Ablauf der
Therapie
Bei einer systemisch-integrativen Dyskalkulie-Therapie
werden neben eines funktionalen Mathematiktrainings immer auch die psychischen Folgeprobleme der Rechenstörung mitbehandelt (z.B. Schlafprobleme, Schulangst, Misserfolgserwartung etc.). Da
Rechenstörungen ganz unterschiedliche Erscheinungsbilder haben und sich Kinder in ihrer Persönlichkeit sehr unterscheiden, wird für jedes Kind ein individueller, auf seine speziellen Schwierigkeiten
abgestimmter Förderplan erstellt.
Erstberatung
Zunächst wird ein unverbindliches Erstgespräch vereinbart.
Das Kind sollte bei einem ersten Treffen mit dabei sein. Es ist hilfreich, wenn zu diesem Termin Zeugnisse, Schulhefte und – soweit vorhanden - gutachterliche Stellungnahmen oder Befunde
(Diagnostikbericht) mitgebracht werden.
Therapiestunden
Mit jedem Kind wird ein auf seine speziellen Schwächen
abgestimmtes Mathematiktraining durchgeführt, das dem Kind hilft, den Zahlenraum zu begreifen und seine Rechenfertigkeiten zu verbessern. Zum Einsatz kommen wissenschaftlich erprobte und anerkannte
Techniken, Methoden, Materialien und Lernspiele. Der Lernstoff wird in kleinen überschaubaren Lerneinheiten vermittelt, so dass das Kind Erfolgserlebnisse erzielen kann.
Regelmäßige Therapie begleitende Hausübungen tragen dazu
bei, das Erlernte zu vertiefen und zu festigen.
Verhaltenstherapeutische Arbeit
Die psychischen Folgeprobleme (Schulängste, Selbstzweifel,
Kopf- Bauchschmerzen) die durch die Dyskalkulie verursacht werden, müssen mit verhaltensherapeutischen Techniken, die auf jedes Kind individuell abgestimmt sind, behandelt werden. Ausgehend von
seinen Stärken wird das Kind ermutigt, unabhängig von den Schulnoten und seinen Mathematik-Fähigkeiten wieder ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln und neues Zutrauen in die eigene
Leistungsfähigkeit zu gewinnen. Misserfolgsängste und Versagensgefühle des Kindes werden abgebaut, damit wieder neue Lernmotivation und Lernfreude entstehen kann.
Elterngespräche
Um eine optimale Förderung des Kindes zu erreichen, finden
regelmäßig ausführliche Elterngespräche statt, in denen Therapieverlauf und Therapieziele reflektiert werden. Die Eltern erhalten Informationen über Dyskalkulie und im Laufe der Therapie immer wieder
Anregungen, wie sie ihr Kind wirksam unterstützen können.
Zusammenarbeit mit der
Schule
Um die Förderung optimal auf die individuellen
Schwierigkeiten des Kindes abstimmen zu können, wird die Zusammenarbeit mit der Schule gesucht und Kontakt zu den jeweiligen Lehrern aufgenommen. Gemeinsam mit den Lehrern werden die individuellen
Fortschritte des Kindes und weitere Fördermöglichkeiten besprochen.
Erfolge einer
Therapie
zeigen sich dadurch, dass
· sich die
Rechenfähigkeiten des Kindes merklich verbessert
· das Kind neue
Lernmotivation und Lernfreude zeigt
· die psychischen
Begleitprobleme wie Ängste und Selbstzweifel des Kindes abnehmen
· das Kind beginnt,
unabhängig von Schulnoten wieder ein positives Selbstwertgefühl aufzubauen
· das Kind seine
vorhandenen Talente und Stärken besser einschätzt und neue Erfolgszuversicht entwickelt
· sich die schulische,
familiäre und soziale Situation des Kindes insgesamt entspannt
Die meisten Kinder können durch die therapeutische Arbeit
ihre Mathematik-Kenntnisse verbessern und sich psychisch stabilisieren, so dass sie eine ihrer allgemeinen Intelligenz angemessenen Schullaufbahn durchlaufen und besser mit der vorhandenen Schwäche
umgehen können.